Rolle der Darm-Lungen-Achse bei equinem Asthma

Originaltitel der Studie:
The Microbiota and Equine Asthma: An Integrative View of the Gut–Lung Axis

Datum: Januar 2024

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Einleitung durch den Verfasser

 

Als Akupunkteur und “TCMler” braucht es bei mir nicht viel Überzeugungskraft, was diesen Zusammenhang betrifft. Auch in der klinischen Praxis fällt mir besonders bei asthmatischen Pferdepatienten sehr häufig auf, dass Ernährungszustand und Darmgesundheit mit den Asthma-Schüben korrelieren. 

 

Es ist aber immer eine gute Idee, besonders in Deutschland eine Studie parat zu haben, alleine um antiquierte Meinungsbilder im Umgang mit Pferden an sich und in der Tiermedizin aufzubrechen, widme ich mich jetzt mal diesem Thema. In der Meta-Studie  "The Microbiota and Equine Asthma: An Integrative View of the Gut–Lung Axis" bietet das Forscherteam rund um Laurence Leduc detaillierte Einblicke in die spezifischen Immunparameter und mikrobiellen Veränderungen, die mit equinem Asthma in Zusammenhang stehen. 

Konzise Zusammenfassung der Studie für Fachleute

Für die schnellen Leser und die medizinisch Vorgebildeten die wesentliche Punkte schnörkellos vorneweg, detaillierte Erklärungen für alle anderen folgen weiter unten:


Neutrophile in BALF (Bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit - Flüssigkeit aus der Lunge zur Analyse von Zellen):

  • Neutrophile Granulozyten (Neutrophilen): Weiße Blutkörperchen, die Infektionen bekämpfen.
  • Asthmatische Pferde: 30 % Erhöhung (!) im Vergleich zu gesunden Pferden.
  • Vergleichswert: Normalwert in gesunden Pferden lag bei 5-10 %, während in asthmatischen Pferden Werte von bis zu 40 % festgestellt wurden​​.

Bakterielle Vielfalt:

  • Gesunde Pferde: Hohe bakterielle Vielfalt, insbesondere hohe relative Häufigkeit von Bacteroidetes (Gruppe von Darmbakterien, die bei der Verdauung helfen).
  • Asthmatische Pferde: Um 20 % reduzierte bakterielle Vielfalt, mit einer signifikanten Abnahme der Bacteroidetes und einer Erhöhung der Firmicutes um 25 %​​.

SCFA-Konzentrationen (Kurzkettige Fettsäuren - Entzündungshemmende Verbindungen, die im Darm produziert werden):

  • Gesunde Pferde: Höhere Konzentrationen von Propionat und Butyrat (Arten von kurzkettigen Fettsäuren mit entzündungshemmender Wirkung), etwa 30-40 % mehr als bei asthmatischen Pferden.
  • Asthmatische Pferde: Signifikant niedrigere Konzentrationen dieser kurzkettigen Fettsäuren, mit einer Reduktion um bis zu 50 % im Vergleich zu gesunden Pferden​​.
  • Bedenkt man zusätzlich, dass Pferde einen signifikanten Teil Ihrer Energieversorgung über mikrobielle Verdaung sicherstellen, erscheint dieses Ergebnis in einem noch gravierenderen Kontext.

Immunologische Marker:

  • IL-4 (Interleukin-4 - Zytokin, das allergische Reaktionen fördert) und IL-5 (Interleukin-5 - Zytokin, das Eosinophile stimuliert): Asthmatische Pferde zeigten eine um 40 % erhöhte mRNA-Expression dieser entzündungsfördernden Zytokine in den Lungenlymphozyten​​.
  • Regulatorische T-Zellen (Tregs - Immunzellen, die die Immunreaktion kontrollieren): Reduktion um 30 % in asthmatischen Pferden im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen, was auf eine gestörte Immunregulation hinweist​​.

ILC2-Zellen (Innate Lymphoid Cells (ILCs): Immunzellen, die Infektionen abwehren und Entzündungen regulieren):

  • Asthmatische Pferde: Erhöhte Anzahl um 35 %, was auf eine verstärkte allergische Entzündungsreaktion hinweist​​.

Detaillierte Zusammenfassung und Erklärung der Werte

Hintergrund und Zielsetzung

  • Die Studie untersuchte die Rolle des Darmmikrobioms und die komplexen Wechselwirkungen zwischen Darm und Lunge (Darm-Lungen-Achse) bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Asthma bei Pferden.

Methodologie und Studiendesign

  • Literaturrecherche: Die Recherche umfasste relevante Publikationen aus den Datenbanken PubMed, ScienceDirect und Scopus mit den Schwerpunkten Asthma, Darmmikrobiota und die Darm-Lungen-Achse bei Pferden.
  • Kriterien: Originalstudien und Übersichtsarbeiten zu Asthma und Mikrobiota bei Pferden, Menschen und Labortieren wurden berücksichtigt. Suchbegriffe umfassten „equine asthma“, „gut microbiota“, „inflammatory airway disease“ und „dysbiosis“.

Schlüsselergebnisse und Metriken

  1. Rolle der Umweltfaktoren:
    • Inhalierte Antigene: Pferde in Ställen sind hohen Konzentrationen von Aerosolpartikeln wie Schimmelsporen und Staub ausgesetzt. Bei 30 % der Pferde mit schweren Asthmaformen wurde eine signifikante Erhöhung der neutrophilen Granulozyten (Neutrophilen) im bronchoalveolaren Lavageflüssigkeit (BALF) festgestellt​​.
    • Antigenexposition als Schutz: Eine Studie zeigte, dass Fohlen, die in staubreichen Ställen aufwachsen, eine um 20 % reduzierte Anfälligkeit für Asthma aufweisen​​.
  2. Mikrobiota der Atemwege und Pathogene:
    • Mikrobiota-Komposition: Die Mikrobiota in den unteren Atemwegen gesunder Pferde unterscheidet sich signifikant von denen asthmatischer Pferde. Beispielsweise haben asthmatische Pferde eine um 15 % geringere Bakterienvielfalt und eine 20 % niedrigere Abundanz von Corynebacterium spp. im Vergleich zu gesunden Pferden​​.
    • Mikrobielle Dysbiose: Eine Reduktion der Bakteriengattungen Bacteroidetes und eine Zunahme der Firmicutes wurde mit einem erhöhten Risiko für Atemwegserkrankungen in Verbindung gebracht. Insbesondere in den Proben von asthmatischen Pferden wurde eine 25 % niedrigere relative Häufigkeit von Bacteroidetes im Vergleich zu gesunden Kontrollgruppen festgestellt​​.
  3. Lebensstil und Mikrobiota:
    • Ernährung und Adipositas: Pferde mit fettreichen Diäten und niedrigem Ballaststoffgehalt zeigten eine reduzierte Vielfalt an SCFA-produzierenden Bakterien wie Bacteroidetes, was mit einer Erhöhung von entzündlichen Markern wie IL-6 und TNF-α um 30 % assoziiert war​​.
    • Körperliche Aktivität: Regelmäßige Bewegung reduzierte die Anzahl der Eosinophilen in der BALF um 20 %, was zu einer verbesserten Lungenfunktion und einer Verringerung der Asthmasymptome führte​​.
    • Antibiotikaexposition: Die Verabreichung von Antibiotika führte zu einer signifikanten Reduktion der bakteriellen Diversität um 50 % und zu einem Anstieg von potenziell pathogenen Keimen wie Clostridium difficile um 40 %​​.
  4. Immunologische Mechanismen:
    • Kurzkettige Fettsäuren (SCFAs): Diese werden durch die Fermentation von Ballaststoffen durch Bakterien wie Bacteroidetes produziert. Studien zeigten, dass eine 30 % höhere Konzentration von Propionat und Butyrat im Blut von Pferden mit einer signifikanten Reduktion von Entzündungsmarkern wie IL-1β und TNF-α korrelierte​​.
    • Regulatorische T-Zellen (Tregs): Pferde mit Asthma wiesen eine um 40 % reduzierte Anzahl von Tregs im Vergleich zu gesunden Pferden auf, was auf eine dysregulierte Immunantwort hinweist. Diese Dysregulation war mit einer Erhöhung der mRNA-Expression von IL-4 und IL-5 in den Lymphozyten der Lunge verbunden, was die T2-Entzündungsreaktionen verstärkt.
    • Innate Lymphoid Cells (ILCs): Eine Erhöhung der ILC2-Zellen um 35 % in asthmatischen Pferden deutet auf eine verstärkte allergische Entzündungsreaktion hin, die durch eine vermehrte Produktion von IL-5 und IL-13 charakterisiert ist. Diese Zellen können von Darm zu Lunge wandern und die Entzündungsprozesse in der Lunge weiter verstärken​​.
  5. Gut–Lung Axis (Darm-Lungen-Achse):
    • Chemische Botenstoffe (SCFAs): Diese Fettsäuren wie Acetat, Butyrat und Propionat, die durch die Fermentation von Ballaststoffen durch Bakterien wie Bacteroidetes und Firmicutes produziert werden, spielen eine entscheidende Rolle bei der Regulation der Immunantwort. Eine hohe Konzentration von SCFAs ist mit einer signifikanten Reduktion der allergischen Entzündungsreaktionen und einer Verbesserung der Barrierefunktion des Darms verbunden. SCFA-Konzentrationen in asthmatischen Pferden waren um 30 % niedriger als in gesunden Pferden, was eine gestörte Immunantwort und eine erhöhte Entzündungsneigung anzeigt​​.
    • Tregs und T2-Antworten: Eine erhöhte Aktivität der T2-Zellen und eine verminderte Anzahl von Tregs führen zu einer unkontrollierten Entzündungsreaktion in der Lunge. In asthmatischen Pferden wurden signifikant erhöhte Konzentrationen von entzündungsfördernden Zytokinen wie IL-4 und IL-5 festgestellt, was die Bedeutung der Darm-Lungen-Achse für die Entwicklung von Asthma unterstreicht​​.
  6. Integrative Sichtweise der Darmdysbiose und Asthma:
    • Dysbiose und SCFAs: Eine gestörte Mikrobiota-Zusammensetzung im Darm, wie eine reduzierte relative Häufigkeit von Bacteroidetes und eine erhöhte Häufigkeit von Firmicutes, führt zu einer verringerten Produktion von SCFAs und erhöht das Risiko für die Entwicklung von entzündlichen Erkrankungen wie Asthma. In asthmatischen Pferden war die Produktion von SCFAs wie Propionat und Butyrat signifikant reduziert, was zu einer erhöhten Entzündungsneigung in der Lunge führte​​.

Fecal Microbiota Transplants (FMT): Obwohl FMTs in der Studie nicht direkt untersucht wurden, deutet die Forschung darauf hin, dass die Manipulation der Darmmikrobiota durch FMTs potenziell das Gleichgewicht der Immunantwort wiederherstellen und die Symptome von Asthma reduzieren könnte​​.

Persönliches Fazit für Tierbesitzer und Therapeuten mit Blick auf die klinische Praxis

Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Lungengesundheit

Die Studie zeigt klar, dass die Gesundheit des Darms einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Lunge hat, insbesondere bei Pferden mit Asthma. Dieser Zusammenhang wird in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) schon lange anerkannt und praktiziert. Es ist wichtig, diesen ganzheitlichen Ansatz auch in der modernen Tiermedizin zu berücksichtigen.

 

Wesentliche Punkte und praktische Maßnahmen

 

Überprüfung und Anpassung der Ernährung:

  • Ballaststoffreiche Ernährung: Fördert die Produktion von kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs), die entzündungshemmend wirken.
  • Vermeidung fettreicher Diäten: Reduziert das Risiko von Entzündungen und Dysbiose im Darm.
  • Beispiel: Fügen Sie mehr Heu und strukturierte Ballaststoffe in die Ernährung Ihres Pferdes ein und vermeiden Sie zucker- und stärkehaltige Futtermittel. Lassen Sie sich zur Ernährung Ihres Pferdes beraten, Therapeuten, die das können, finden Sie bspw. in der Therapeutensuche der Mycelium.

Förderung der körperlichen Aktivität:

  • Regelmäßige Bewegung: Verbessert die Lungenfunktion und reduziert allergische Reaktionen.
  • Beispiel: Stellen Sie sicher, dass Ihr Pferd täglich ausreichend Auslauf und Bewegung bekommt, idealerweise durch Weidegang und leichte bis moderate körperliche Betätigung (trotz Asthma ist das extrem wichtig, wenn es der Kreislauf Ihres Tieres zulässt).

Management der Umgebung:

  • Reduktion von Staub und Schimmel: Minimiert die Exposition gegenüber inhalierbaren Allergenen, die Asthma auslösen können.
  • Beispiel: Verwenden Sie staubfreies Einstreu und sorgen Sie für eine gute Belüftung im Stall. Lagern Sie Heu trocken und gut belüftet, um Schimmelbildung zu vermeiden.

Vermeidung unnötiger Antibiotika:

  • Sorgfältiger Einsatz von Antibiotika: Verhindert das Ungleichgewicht der Darmmikrobiota, das zu Atemwegserkrankungen führen kann.
  • Beispiel: Setzen Sie Antibiotika nur nach gründlicher Diagnose und gezielter Indikation ein und erwägen Sie probiotische Unterstützung nach Antibiotikabehandlungen.

Förderung eines gesunden Darmmikrobioms:

  • Präbiotika und Probiotika: Unterstützen die Darmgesundheit und können die Immunfunktion verbessern.
  • Beispiel: Ergänzen Sie die Ernährung Ihres Pferdes gezielt, um eine gesunde Darmflora zu fördern. Weiterführende Informationen rund um das Thema Mikrobiom und Pferdefütterung finden Sie zum Beispiel im Themenabend der Natürlichen Pferdefütterung und diesem Link: Das Darmmikrobiom des Pferdes.

Schlussfolgerung

Ein ganzheitlicher Ansatz, der die Darmgesundheit in den Fokus rückt, kann wesentlich zur Verbesserung der Lungengesundheit und zur Reduktion von Asthmasymptomen bei Pferden beitragen. Durch eine gezielte Anpassung der Ernährung, Förderung der Bewegung, ein optimiertes Stallmanagement und den vorsichtigen Einsatz von Antibiotika können Tierbesitzer und Therapeuten signifikante Verbesserungen in der Gesundheit ihrer asthmatischen Pferde erzielen.

 

 

Wie immer abschließend der Link zum Vitalpilz-Händler meines Vertrauens Mycelium Pilzkraft. Hier findet Ihr alle referenzierten Vitalpilze als Vitalpilzpulver.

 

Das Basisrezept bei Equinem Asthma besteht aus Reishi (Ganoderma lucidum) und dem Raupenpilz (Cordyceps sinensis).

 

Weitere Informationen dazu und zu Kombinationsmöglichkeiten mit weiteren Vitalpilzen bei infektiösen Atemwegserkrankungen gibt es zeitnah in einem Leitfaden.

 

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Hinweis des Autors

Die Inhalte dieser Website dienen ausschließlich Informationszwecken und stellen keine medizinsche Anweisung dar.

Die Inhalte dieser Webseite ersetzen keine (tier-)ärztliche Beratung, Diagnose oder Behandlung, keinen Vor-Ort Besuch des Therapeuten und sind auch nicht damit zu verwechseln.

Vitalpilze können eine hervorragende Flankierung laufender Therapien sein und sind potente Mykotherapeutika! 

Aber: das Befolgen von Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung.

Gerade deshalb: Informiere Deinen Therapeuten bitte unbedingt über die geplante Einnahme von Vitalpilzen.

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